03.09.2014
Wien Westbahnhof. Abend. Neun Personen (zwei Damen), sieben Kräder werden verladen. Die Kräder
in Frischluftwaggons. Sechs Personen (eine Dame) sind bereits gestern einspurig losgefahren und haben
eine lange Regenfahrt durchgemacht.
04.09.2014
Feldkirch, 08:00: Sonnenschein, 13°C. Abfahrt in drei Gruppen, viel Verkehr bis nach Vaduz. Richtung
Klosters wird es attraktiver, nach der Rast über den Flüelapass (2.383m) ohnehin. Nach Zernez
Richtung St. Moritz, dann auf den Albulapass (2.312m) – ja, das ist eine Straße, wie wir sie lieben! Tolle
Landschaft, kurvig, weniger Verkehr als bisher.
Elisabeth und Alois, die hier in der Region urlauben, sind mit ihren zwei GS für einige Dutzend Kilometer
dazu gestoßen und genießen, wie wir alle, Strecke und Landschaft. Auf dem Julierpass (2.284) wird es
frisch (<10°C), leichter Regen, nach St. Moritz, über den Berninapass (2.323m) noch kühler, beim flotten
Kurvenfahren aber nicht nur warm ums Herz. Grenzübergang Schweiz/Italien, Forcola di Livigno (2.315m)
und wieder etwas fürs Motorradherz. Zollfreizone Livigno, Ali kauft Duftwässerchen, andere verkosten
Suppen, wieder andere, wie Günter …
Danach über den Passo d ́Eira (Höhenangaben zwischen 2.208m und 2.211m)und ein kurviges
Sträßelchen ins erstklassige Quartier – Miramonti Park Hotel – nach Bormio. Andere Motorräder und
Jaguar-Oldtimer bevölkern bereits den Parkplatz. Eine Gruppe ist also angekommen. Ein Anruf erreicht
uns – was geschah inzwischen bei den anderen?
Günter konnte der Versuchung „zollfrei“ in Kombination mit der Modemarke „Diesel“ nicht widerstehen.
Schon gar nicht mit dem Zusatz „Super“. Seiner GS schmeckt das Futter allerdings weniger als erhofft.
Tank entleeren, einige Liter Benzin einfüllen, wieder aussaugen (Günter wird zum Feinspitz, ja fast
zum Petrol-Junkie) und: in die Einspritzdüsen Aceton einfüllen. Als er zum dritten Mal eine Menge
Nagellackentferner (Aceton) in einer Parfümerie ersteht, werden die jungen Damen auf ihn aufmerksam.
Was will Günter mehr?
Das hervorragende Abendessen, ein origineller Ober und die Erkenntnis, dass etwa 90% von uns bereits
zum Club der Sprit-falsch-Einfüller gehören, versöhnen auch den Unglücksraben des Tages.
05.09.2014
Von Bormio bei leichter Bewölkung über den Passo di Gavia (2.621m). Sehr kurvig, sehr schmal, sehr
schlechte Fahrbahn. Unsere zwei Oldtimer-Jaguare vom Hotel sind auch dorthin unterwegs. Der folgende
Passo di Tonale (1.883m) langweilt beinahe, das leicht Nieseln lässt uns rasch weiterfahren.
Der Streckenabschnitt Cagno, Revo, Cloz, Fondo ist so kurvig, dass nur vereinzelt PKWs den Fluss
des Kurvenschwingens stören. Vor dem Mendelpass (1.363m) Kuchen, Kaffee im Lokal Waldheim
in Sarnonico. Eine Gruppe müssen wir weiterwinken, da Dieselfahrzeuge unerwünscht sind ;-). Der
Mendelpass mit seiner an den Fels angeschmiegten, schmalen, kurvigen Straße und den folgenden
Kehren ist natürlich wieder eine Lust, vor allem, da es ab dem Passo di Tonale trocken ist.
Über Kaltern, Ora, Montan, Aldein zum Karerpass (1.745) mit seinem smaragdgrünem – oder doch
türkisfarbenem? – See nach Moena ins Hotel Rosalpina. Eine ebenfalls tadellose Unterkunft mit gutem
Restaurant und: zwei Eissalons in der Nähe! Eine kleine Gruppe kann es nicht lassen und fährt vor dem
Abendessen noch die Sella-Runde. Bei dem guten Wetter eigentlich ein Muss!
Nach 6.000km hat übrigens Robert bemerkt, dass der Hinterradreifen mit falscher Laufrichtung montiert
ist. Spötter meinen, damit eine der Ursachen für angeblich unkonventionellen Fahrstil entdeckt zu
haben.
06.09.2014
Richtung Canazei (1.465m) der übliche lästige Verkehr. Vor der Abzweigung zum Sellajoch noch immer
(zu) viele unterwegs, nach jeder Kehre wird Fahrzeug um Fahrzeug überholt, dann Richtung Pordoipass
(2.239m) wird es besser. War da etwa ein Radar? Nach Arabba (1.602m)wählen wir nicht die geplante
Route über den Falzarego (1.505m) – viel Verkehr, schlechter Straßenbelag – sondern zum Passo di Giau
(2.233m). Radar? Traumhaftes Wetter, 11,5°C im Schatten, aber wir sitzen in der Sonne. Traumhafter
Panoramablick bei unserer Kaffeepause!
Nach Cortina d ́Ambezzo und dem Passo Tre Croci (1.805m) rechts über S. Marco nach Auronzo di
Cadore zur Mittagsrast ins Boton d ́Oro. Man möchte gerne bleiben, doch Wolken sorgen für Aufbruch.
Ein nahezu verkehrsloser Streckenabschnitt mit Kurven bis zum Abwinken folgt: Passo del Zovo (1.489m,
Danta di Cadore, S. Stefano di Cadore. Farni, Avoltri und Paluzza folgen – welch eine Gegend und
Strecke! Und über den Plöckenpass (1.357m)nach Österreich. In Timau, vor dem eigentlichen Pass, lange
Zeit 50km/h Beschränkung. Ein Gebückter überholt mit ca. 100 km/h. Nach dem Ortsende zeigt Ewald
ihm nach wenigen Kehren die Grenzen seiner Passfahrtechnik. Die Abfahrt ist von beginnendem Regen
und dem bekannt miesen Straßenbelag voller Frostaufbrüche geprägt.
Nach einer Kaffe- und Kuchenrast in Mauthen geht es, wieder ohne Regen, Richtung Hermagor, dann
über die Windische Höhe (1.110m) Richtung Paternion und Spittal a.d. Drau ins hoch darüber gelegene
Hotel Landhof Simeter. Ruhig gelegen, einladendes Ambiente, wunderschöne Terrasse und sehr gute
Küche helfen, den Tag bei kitschiger Abendstimmung angenehm ausklingen zu lassen.
07.09.2014
Das Wetter ist sehr gut, Paulis Zustand (Husten seit dem Vortag)weniger. Er verpasst die Abzweigung
Richtung Millstatt, um dann zur Rast Hochrindl (1.550m)zu stoßen. Seine Gruppe fährt dann über
die Turracher Höhe (1.795m), Stadl, Murau usw. heim. Die andern Gruppen (zwei Teilnehmer fuhren
individuell weiter) fusionieren und improvisieren: Gurktal, Flattnitz, Stadl, Murau. Danach Schöder,
Oberwölz ins Lachtal zum Gell-See. Mittagsrast bei der Forellenhütte. Der Chef: ein Original, Mitte 50,
nassforsch-selbstbewusst wie sonst nur spätpubertäre Kärntner ab 1.000m ü.d.M., leicht kärntnerischer
Zungenschlag (in der Gegend?), aber: die Fischsuppe, die Forelle etc.! Der Ausblick auf den von seinem
Vater eigenhändig aufgestauten künstlichen See!
Über Hohentauern (1.278m) nach Trieben (bei der kurvigen Abfahrt kommt ein blind überholender
Bürgerkäfigbändiger auf Ewalds Spur entgegen – man sollte doch mit LKW bei der natürlichen Auslese
solcher Typen mitwirken! – die Kaiserau Passstraße (1.106m) vor Admont lässt wieder Bremsen, Auspuff
und Herzen glühen, das Gesäuse gefällt immer wieder, nach Hieflau, vor der Kraushöhe lernen wir beim
Tanken noch einen Siebenschläfer kennen, der „möglichst weit weg ausgesetzt wird, da man ihn in der
Nacht nicht aushält“. Über Gaming nach Kirchberg an der Pielach, eine letzte Rast, dann geht es heim.
In wenigen Tagen haben wir so viel gesehen, erlebt und in doppelter Bedeutung erfahren, wie andere
kaum in ganzen Saisonen. Gegenden, Strecken, und Quartiere haben dank minutiöser Planung bestens
gefallen, das Wetter zu 95%, für die gute Stimmung haben alle mit gesorgt. Herzlichen Dank an Andy und
Ewald für die Planung und die perfekte Umsetzung dieser erlebnisreichen Tage!
Peter Gusmits