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2012 Zwischen Donau und Böhmerwald

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06.09.: Über die A1 geht es nach Melk, Paul und Reinhold stoßen dazu. Nun sind wir 16, inkl. Robert und Edmund vom Kärntner Club, auf 13 Krädern. Ölspuren auf Sepps rechtem Stiefel und Koffer stimmen nachdenklich. Das passende Werkzeug wird vom richtigen Mann mit der richtigen Ausbildung angewendet: Edmund glättet die verwurschtelte Zylinderkopfdichtung und Sepps Nerven.

Nördlich der Donau erwarten uns herrliche Kurven, leider auch kurzer, leichter Nieselregen. Dann Sonne! Wald- und Mühlviertel vom Feinsten, Ulrichschlag, Bärnkopf, Königswiesen usw. usw. sind immer ein Genuss, die Temperaturen sinken im wieder einfallenden Nebel auf 11°C. Dank Navi-Individualität decken sich die gefahrenen Routen der beiden Gruppen nicht. Was soll´s, der Weg ist das Ziel. Und ein Weg ist schöner als der andere. Walter hat seinen berühmten, durch Überlieferung abgewandelten Toskana-Spruch, „Wonnst mi so deppat onschaust, fohr i ham“, nunmehr auf sich selbst gemünzt. Weshalb sollte er sonst beginnen, Rückspiegel ablegen?
Das fahrradfahrerüberbordende Hotel Achat und ganz Passau werden okkupiert. Mit Abendessen an der Donau, mit Blick auf die Veste Oberhaus, und dem Besuch der Hotelbar klingt der Tag gemütlich aus. Abends kommt Edmund kein Asteroid, aber Astrid entgegen und wird uns, vor allem ihm, die Tage um einen Stern reicher machen.

07.09.: Ein guter Tag beginnt mit vielfältigem Frühstücksbuffet. Morgennebel lässt die Landschaft um die abwechslungs- und kurvenreiche Strecke nach Ranshofen/Braunau leider nur erahnen. Die eineinhalbstündige geführte, toll kuratierte und multimedial ausgerichtete Ausstellung „Verbündet, verfeindet, verschwägert – Bayern und Österreich“ im Kloster Ranshofen wird durch interaktive, elektronische Animationen aufgelockert. Hunnen schossen, sagt man, ihre Pfeile 500 Meter weit. Walters elektronischer Pfeil schafft 803 Meter! Was sind dagegen Wittelsbacher, Habsburger und blutige Erbfolgekriege?

Nach Verkostungen in der Hoftaverne folgt eine Reise durch das Salzkammergut. Mattsee und Wallersee liegen ebenso am Weg wie das immer verstopfte Straßwalchen. Nach längeren geraden Straßenzügen folgen wieder attraktive Wedelpassagen zwischen Ried, Schärding und Passau. Kaiserwetter!

Spaziergang durch das romantische Passau. In der flüsseumrahmten, flüssedurchdrungenen, ja flüsseübersättigten Stadt, in der Ilz und Inn in die Donau münden, werben sogar einzelne Lokale mit dem Slogan „Garantiert kein Donaublick“. Das Löwenbräu zählt zu den flussblicklosen Restaurants und weiß dies durch 1a-Küche wett zu machen.

08.09.: Einzelne Navis fürchten die Ausfahrt Böhmerwald. Eines ist virtuell in Londons Soho, eines hat statt der Ausfahrt die Tour des Vortags doppelt, eines … „Onkel Doktor“ Edmund ist zur Stelle, repariert heute nicht mechanisch, sondern elektronisch und die Fahrt Richtung Norden kann für die zwei Gruppen beginnen.

Langgezogene schnelle Kurven wechseln mit engen Güterwegen, nach kurzem Ausflug nach Österreich bei Schwarzenberg geht es auf einem staubigen Schottergüterweg dahin. Für Charly ist dies Abenteuer genug und er zeigt heute nicht, wie gerne und elegant er abrollen kann. Bei der Rast verstellt er mit seinem stattlichen Körper Sepp den Blick. Er wird nach dem Datum gefragt. „8.9.“ Sepp: „Wusste gar nicht, dass für heute eine Sonnenfinsternis angesagt war.“

Nach der Pause kreuzen im Naturschutzpark Rehe unsere Spur, dann hat uns die Zivilisation wieder. Durch das prächtig geschmückte Zwiesel, dann wieder Richtung Süden. Des Chronisten Navi, „Gusti“ (kommt von „Ungusti“) streikt, will immer zurück. Zeit für eine Rast. In einem ruhigen, schattigen Garten werden wir kulinarisch verwöhnt, lassen Seelen und Bäuche baumeln und genießen diesen prachtvollen Sommertag. Zurück auf geschlungenen Pfaden in hügeligem Gelände, Zeit für die Stadt.

Die Gelateria di Venezia, nach wie vor ein Eisaushängeschild, dopt uns für die Stephanskirche, die größte Barockkirche nördlich der Alpen, Mutterkirche des Wiener Steffl und Herberge der weltgrößten Kirchenorgel. Kirchennahe auch der Name des heutigen Restaurants: Heilig-Geist Stiftschenke. Leib und Seele werden hier auch durch guten Stift- und Messwein zusammengehalten, löbliche Ausnahme im Bierland Bayern. Die Stimmung ist, wie an den Abenden zuvor, heiter wie das Wetter und ausgelassen wie die Butter der Desserts.

09.09.: Die Heimfahrt beginnt bei strahlendem Sonnenschein, einige wählen individuelle bzw. ganz anderen Routen (Kärnten), acht Fahrer und zwei Damen genießen die Landschaft und die Ausblicke oberhalb der rechten Donauseite nach Linz. Nach der Pause die wohlausgewählte Route, nach Perg, das Fahrerparadies zwischen Rechberg, Dimbach und Waldhausen/Strudengau, die Strecke links der Donau, nach Melk und schließlich nach Aggsbach Dorf. Mit ungetrübtem Blick auf die Donau, auf vorbeigleitende Schiffe und auf das andere Ufer, unter schattigen Bäumen, verwöhnt durch den Wirt „Zur Post“, lassen wir vier wunderbare Tage ausklingen.

Für die Touren, das Quartier, die Organisation zeichnen Andy und Ewald (schade, dass sie die Früchte ihrer Planung nicht miternten konnten) verantwortlich, wofür wir alle uns herzlich bedanken, für die durchwegs positive, heitere Note sorgten unermüdlich alle Teilnehmer, bereichert durch die drei Kärnten Club Mitglieder, und trugen damit zum Gelingen der Ausfahrt bei!

Peter Gusmits